Das Thomasevangelium ist eine Sammlung von Jesus von Nazareth zugeschriebenen Aussprüchen sowie kurzen Dialogen und Szenen, die in einem Jesuswort gipfeln. Es enthält keine Passions- und Auferstehungsgeschichte und wird daher nicht zur literarischen Gattung eines Evangeliums gezählt. Es ist nicht im Kanon des Neuen Testaments (NT) enthalten und wird daher als apokryph bezeichnet.
Der koptische Volltext dieses Thomasevangeliums enthält eine Reihe von Parallelen zu Jesusworten, die im Neuen Testament – meist als Worte aus der hypothetischen Logienquelle Q – bekannt sind, aber auch mehrere sonst unbekannte Jesusworte. Ihre Herkunft ist umstritten; sie zeigen jedoch eine eigenständige Theologie, die nach heutiger Forschermeinung weder nur aus dem palästinischen Urchristentum noch nur aus dem Gnostizismus hergeleitet werden kann.
114 Aussagen Jesu aus den Papyrushandschriften von Nag Hammadi
[1] Und er sagte:
Wer die Erklärung dieser Worte findet, wird den Tod nicht kosten.
[2] Jesus sagte:
Wer sucht, der soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet; und wenn er findet, wird er erschüttert sein; und wenn er
erschüttert worden ist, wird er sich wundern und wird über das All herrschen.
[3] Jesus sagte:
Wenn die, die euch (ver)führen, zu euch sagen: Siehe, das Reich ist im Himmel, so werden euch die Vögel
des Himmels zuvorkommen.
Wenn sie euch sagen: Es ist im Meer, so werden die Fische euch zuvorkommen.
Aber das Reich ist in euch und es ist ausser euch.
Wenn ihr euch selbst erkennt, dann werdet ihr erkannt werden und ihr werdet erkennen, dass ihr die Söhne
des lebendigen Vaters seit.
Wenn ihr euch aber nicht erkennt, so seid ihr in Armut und ihr seid die Armut.
[4] Jesus sagte:
Nicht wird zögern der hochbetagte Mann, zu fragen ein kleines Kind von sieben Tagen nach dem Ort
des Lebens und er wird leben.
Denn viele Erste werden Letzte werden und sie werden ein Einziger werden.
[5] Jesus sagte:
Erkenne, was vor deinem Angesicht ist, und was dir verborgen ist wird sich dir offenbaren.
Denn es gibt nichts verborgenes, das nicht offenbar würde.
[6] Seine Jünger fragten ihn und sagten zu ihm:
Willst du, dass wir fasten und wie sollen wir beten und Almosen geben, und welche Speisevorschriften sollen wir beachten ?
Jesus sagte:
Lügt nicht und tut nicht, was ihr hasst, denn alles ist offenbar vor dem Himmel.
Denn es gibt nichts Verborgenes, das nicht zu Tage käme, und es gibt nichts Verdecktes, das ohne Aufdeckung bliebe.
[7] Jesus sagte:
Selig ist der Löwe, den der Mensch isst und der Löwe wird Mensch; und abscheulich ist der Mensch,
den der Löwe frisst, und der Mensch wird Löwe.
[8] Und er sagte:
Der Mensch gleicht einem weisen Fischer, der sein Netz ins Meer warf und es voll kleiner Fische aus dem Meer zog.
Unter ihnen fand er einen grossen, guten Fisch, der weise Fischer. Er warf alle kleinen Fische ins Meer zurück.
Er wählte den grossen Fisch ohne Bedenken. Wer Ohren hat zu hören, möge hören.
[9] Jesus sagte:
Siehe, der Sämann kam heraus, er füllte seine Hand und warf aus. Einige Samenkörner fielen auf den Weg.
Es kamen die Vögel und pickten sie auf. Andere Körner fielen auf den Felsen und sandten keine Wurzeln
hinunter in die Erde und trieben keine Ähren gen Himmel. Und andere fielen auf die Dornen. Sie erstickten
die Samen und der Wurm frass sie. Und andere fielen auf die gute Erde und brachten gute Frucht hervor.
Sie trugen 60 je Mass und 120 je Mass.
[10] Jesus sagte:
Ich habe Feuer auf die Welt geworfen, und siehe, ich bewahre es, bis sie brennt.
[11] Jesus sagte:
Dieser Himmel wird vergehen und der Himmel über ihm wird vergehen. Und die Toten leben nicht und
die Lebenden werden nicht sterben.
In den Tagen, da ihr Totes asset, machtet ihr es lebendig.
Wenn ihr im Lichte seid, was werdet ihr tun ?
An dem Tage, da ihr eins wart, seid ihr zwei geworden.
Wenn ihr aber zwei geworden seid, was werdet ihr tun ?
[12] Die Jünger sagten zu Jesus: Wir wissen, dass du von uns gehen wirst.
Wer ist es, der über uns gross sein soll ?
Jesus sagte zu ihnen:
Wohin ihr gekommen seid, ihr werdet zu Jakobus, dem Gerechten
gehen, dessentwegen der Himmel und die Erde entstanden sind.
[13] Jesus sagte zu seinen Jüngern:
Vergleicht mich und sagt mir, wem ich gleiche.
Es sagte zu ihm Simon Petrus: Du gleichst einem gerechten Engel.
Es sagte zu ihm Matthäus: Du gleichst einem weisen, klugen Menschen.
Thomas sagte zu ihm:
Meister, mein Mund wird es ganz und gar nicht über sich bringen, dass ich sage, wem du gleichst.
Jesus sagte:
Ich bin nicht dein Meister, da du getrunken hast und trunken geworden bist, von der sprudelnden Quelle,
die ich ausgemessen habe.
Und er nahm ihn, zog sich zurück und sagte ihm drei Worte.
Als Thomas aber zu seinen Gefährten kam, fragten sie ihn: Was hat dir Jesus gesagt ?
Es sagte zu ihnen Thomas:
Wenn ich euch eines der Worte sage, die er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen und nach mir werfen,
und Feuer wird aus den Steinen kommen und euch verbrennen.
[14] Es sagte Jesus zu ihnen:
Wenn ihr fastet, werdet ihr euch eine Sünde schaffen; und wenn ihr betet, werdet ihr verurteilt werden;
und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr euren Geistern etwas Schlechtes tun; und wenn ihr in irgend
ein Land geht und in den Gebieten wandelt, wenn man euch aufnimmt, esst, was man euch vorsetzt,
heilt die Kranken unter ihnen.
Denn was hinein geht in euren Mund, wird euch nicht verunreinigen.
Aber was aus eurem Munde herauskommt, das ist es, was euch verunreinigen wird.
[15] Jesus sagte:
Wenn ihr den seht, der nicht geboren worden ist vom Weibe, werft euch auf euer Antlitz und verehrt ihn.
Jener ist euer Vater.
[16] Jesus sagte:
Die Menschen denken wohl, dass ich gekommen sei, um Frieden auf die Welt zu bringen,
und sie wissen nicht, dass ich gekommen bin, um Zerwürfnisse auf die Erde zu bringen,
Feuer, Schwert, Krieg.
Denn es werden fünf sein in einem Hause.
Drei werden gegen Zwei und Zwei gegen Drei sein, der Vater gegen den Sohn
und der Sohn gegen den Vater.
Und sie werden allein dastehen.
[17] Jesus sagte:
Ich werde euch geben, was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und was keine Hand berührt hat
und was nicht in den menschlichen Sinn gekommen ist.
[18] Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wie unser Ende sein wird.
Jesus sagte:
Habt ihr den schon den Anfang entdeckt, dass ihr nach dem Ende fragt ?
Denn dort, wo der Anfang ist, dort wird auch das Ende sein.
Selig ist, wer am Anfang stehen wird, und er wird das Ende erkennen und den Tod nicht kosten.
[19] Jesus sagte:
Selig ist, wer war, ehe er wurde.
Wenn ihr mir zu Jüngern werdet und meine Worte hört, werden diese Steine euch dienen.
Denn ihr habt fünf Bäume im Paradiese, die sich Sommer und Winter nicht rühren und
deren Blätter nicht abfallen.
Wer sie kennt, wird den Tod nicht kosten.
[20] Die Jünger sagten zu Jesus: Sage uns, wem das Reich der Himmel gleicht.
Er sagte zu ihnen:
Es gleicht einem Senfkorn, das kleiner ist als alle Samen.
Wenn es aber auf die Erde fällt, die man bearbeitet, lässt es einen grossen Spross aufschiessen
und wird zum Schutz für die Vögel des Himmels.
[21] Mariham sagte zu Jesus: Wem gleichen deine Jünger ?
Er sagte:
Sie gleichen kleinen Kindern, die sich auf einem Feld niedergelassen haben, das nicht ihnen gehört.
Wenn die Herren des Feldes kommen, werden sie sagen: Übergebt uns unser Feld !
Sie sind nackt vor ihnen, damit sie es ihnen übergeben und sie ihnen ihr Feld geben.
Deswegen sage ich: Wenn der Hausherr erfährt, dass er kommen wird, der Dieb, wird er wachen,
bevor er kommt und wird ihn nicht eindringen lassen in sein Haus seines Reiches,
damit er seine Sachen wegträgt.
Ihr aber, wachet vor der Welt, gürtet euch um eure Lenden mit grosser Kraft, damit die Räuber
keinen Weg finden, zu euch zu kommen.
Denn der Nutzen, den ihr erwartet, wird gefunden werden.
Möge unter euch ein verständiger Mensch erstehen.
Als die Frucht reif wurde, kam er schnell mit der Sichel in seiner Hand und mähte sie ab.
Wer Ohren hat zu hören, möge hören.
[22] Jesus sah kleine Kinder, die gesäugt wurden. Er sagte zu seinen Jüngern:
Diese kleinen Kinder, die gesäugt werden, gleichen denen, die ins Reich eingehen.
Sie sagten zu ihm: Werden wir, indem wir klein sind, ins Reich eingehen ?
Jesus sagte zu ihnen:
Wenn ihr die zwei zu eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äussere macht und
das Äussere wie das innere und das obere wie das Untere und wenn ihr das Männliche
und das Weibliche zu einem Einzigen macht, damit das Männliche nicht männlich und
das Weibliche nicht weiblich ist, wenn ihr Augen anstelle eines Auges macht
und eine Hand anstelle einer Hand und einen Fuss anstelle eines Fusses, ein Bild anstelle eines Bildes,
dann werdet ihr ins Reich eingehen.
[23] Jesus sagte:
Ich werde euch auswählen, einen aus tausend und zwei aus zehntausend;
und sie werden als ein Einziger dastehen.
[24] Es sagten seine Jünger: Belehre uns über den Ort, an den du bist, da es für uns notwendig ist,
dass wir danach forschen.
Er sagte zu ihnen:
Wer Ohren hat, möge hören.
Es ist Licht drinnen in einem Lichtmenschen und er leuchtet der ganzen Welt.
Wenn er nicht leuchtet, ist Finsternis.
[25] Jesus sagte:
Liebe deinen Bruder wie deine Seele; hege ihn wie deinen Augapfel.
[26] Jesus sagte:
Den Splitter im Auge deines Bruders siehst du.
Den Balken aber in deinem Auge siehst du nicht.
Wenn du den Balken aus deinem Auge ziehst, dann wirst du gut genug sehen,
um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen
[27] Jesus sagte:
Wenn ihr euch nicht der Welt enthaltet, werdet ihr das Reich nicht finden.
Wenn ihr den Sabbat nicht als Sabbat feiert, werdet ihr den Vater nicht sehen.
[28] Es sagte Jesus:
Ich stand inmitten der Welt und erschien ihnen in Fleisch.
Ich fand sie alle trunken, ich fand keinen Durstigen unter ihnen, und meine Seele
empfand Schmerz über die Söhne der Menschen, weil sie blind in ihrem Herzen
sind und nicht sehen, dass sie leer in die Welt gekommen sind und auch wieder leer aus
der Welt zu kommen suchen.
Jetzt sind sie zwar trunken. Wenn sie ihren Wein abgeschüttelt haben, dann werden
sie sich bekehren.
[29] Jesus sagte:
Wenn das Fleisch wegen des Geistes entstanden ist, ist es ein Wunder.
Wenn aber der Geist wegen des Leibes entstanden ist, ist es ein wunderbares Wunder.
Aber ich wundere mich darüber, wie sich dieser grosse Reichtum in solcher Armut niedergelassen hat.
[30] Jesus sagte:
Wo drei Götter sind, da sind es Götter; wo zwei oder einer ist, mit dem bin ich.
[31] Jesus sagte:
Kein Prophet ist annehmbar in seinem Dorfe.
Kein Arzt heilt die, die ihn kennen.
[32] Jesus sagte:
Eine Stadt, die man befestigt auf einem hohen Berg baut,
kann nicht fallen – noch wird sie sich verbergen können.
[33] Jesus sagte:
Was du mit deinem einen Ohr und mit dem anderen Ohr hörst, prediget es von euren Dächern.
Denn niemand zündet eine Lampe an und stellt sie unter einen Scheffel noch stellt er
sie an einen verborgenen Ort, sonder er setzt sie auf den Leuchter, damit alle,
die herein kommen und die hinausgehen, ihr Licht sehen.
[34] Jesus sagte:
Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in eine Grube hinunter.
[35] Jesus sagte:
Es ist nicht möglich, dass einer in das Haus des Starken geht und ihn
gewaltsam nimmt, es sei denn, er binde seine Hände.
Dann wird er sein Haus umdrehen.
[36] Jesus sagte:
Sorgt euch nicht vom Morgen bis zum Abend und vom Abend bis zum Morgen darum,
was ihr anziehen werdet.
[37] Seine Jünger sagten:
Wann wirst du uns erscheinen und wann werden wir dich sehen ?
Jesus sagte:
Wenn ihr eure Scham abgelegt und eure Kleider nehmt, sie unter eure Füsse legt und
wie die kleinen Kinder sie zertretet, dann werdet ihr den Sohn des Lebendigen sehen
und ihr werdet euch nicht fürchten.
[38] Jesus sagte:
Oftmals habt ihr gewünscht, diese Worte zu hören, die ich euch sage, und ihr habt
keinen anderen, sie von ihm zu hören.
Es werden Tage kommen, wo ihr mich sucht und mich nicht finden werdet.
[39] Jesus sagte:
Die Pharisäer und die Schriftgelehrten haben die Schlüssel der Erkenntnis empfangen
und haben sie versteckt.
Sie sind auch nicht hinein gegangen, und die hinein gehen wollten, liessen sie nicht.
Ihr aber, werdet klug wie die Schlangen und unschuldig wie die Tauben !
[40] Jesus sagte:
Ein Weinstock ist ausserhalb des Vaters gepflanzt worden und da er nicht gefestigt ist,
wird er mit seinen Wurzeln ausgerissen werden und zugrunde gehen.
[41] Jesus sagte:
Wer etwas in seiner Hand hat, dem wird gegeben werden; und wer nichts hat,
dem wird auch das Wenige, das er hat, weggenommen werden.
[42] Jesus sagte:
Werdet Vorübergehende.
[43] Seine Jünger sagten zu ihm: Wer bist Du, dass Du uns das sagst ?
Jesus sagte zu ihnen:
Aus dem, was ich euch sage, versteht ihr nicht, wer ich bin.
Aber ihr seid wie die Juden geworden, denn sie lieben den Baum, sie hassen seine Frucht,
und sie lieben die Frucht, sie hassen den Baum.
[44] Jesus sagte:
Wer den Vater lästert, dem wird vergeben werden; und wer den Sohn lästert,
dem wird vergeben werden.
Wer aber den heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden,
weder auf Erden noch im Himmel.
[45] Jesus sagte:
Man erntet keine Trauben von Dornsträuchern, noch pflückt man Feigen von Kameldornsträuchern,
denn sie geben keine Frucht.
Ein guter Mensch bringt etwas Gutes aus seinem Schatze.
Ein schlechter Mensch bringt etwas Schlechtes aus seinem schlechten Schatze,
der in seinem Herzen ist, und er sagt Schlechtes, denn aus der Überfülle des Herzens
bringt er Schlechtes hervor.
[46] Jesus sagte:
Von Adam bis Johannes dem Täufer gibt es unter den Weibgeborenen keinen Höheren
als Johannes den Täufer, so dass seine Augen nicht brechen.
Ich habe aber gesagt: Wer von euch klein werden wird, wird das Reich erkennen,
und wird über Johannes erhoben werden.
[47] Jesus sagte:
Es ist nicht möglich, dass ein Mensch zwei Pferde besteigt und zwei Bogen spannt,
und es ist nicht möglich, dass ein Diener zwei Herren dient, oder er wird den einen ehren
und den andern beleidigen.
Kein Mensch trinkt alten Wein und hat sogleich Lust, neuen Wein zu trinken.
Und man giesst nicht neuen Wein in alte Schläuche, damit sie nicht zerreissen,
und man giesst nicht alten Wein in einen neuen Schlauch, damit er ihn nicht verdirbt.
Man näht nicht einen alten Fleck auf ein neues Kleid, weil ein Riss entstehen würde.
[48] Jesus sagte:
Wenn zwei miteinander Frieden machen in diesem selben Haus, werden sie zum Berg sagen:
Hebe dich hinweg ! und er wird sich hinweg heben.
[49] Jesus sagte:
Selig sind die Einsamen und Auserwählten, denn ihr werdet das Reich finden,
weil ihr daraus seid und wieder dorthin gehen werdet.
[50] Jesus sagte:
Wenn man zu euch sagt: Woher seid ihr gekommen ?, sagt zu ihnen:
Wir sind aus dem Lichte gekommen, wo das Licht durch sich selbst entstanden ist.
Es stand und es erschien in ihrem Bilde.
Wenn man zu euch sagt: Wer seid ihr ?, sagt: wir sind seine Söhne und wir sind die
Auserwählten des lebendigen Vaters.
Wenn man euch fragt: Was ist das Zeichen eures Vaters an euch?,
sagt zu ihnen: Bewegung ist es und Ruhe.
[51] Es sagten zu ihm seien Jünger: Wann wird die Ruhe der Toten eintreten und
wann wird die neue Welt kommen ?
Er sagte zu ihnen:
Die, die ihr erwartet, ist gekommen; aber ihr erkennt sie nicht.
[52] Es sagten zu ihm seine Jünger: Vierundzwanzig Propheten sprachen in Israel und
sie alle sprachen von (in) Dir.
Er sagte zu ihnen:
Ihr habt den vor euch Lebenden beiseite gelassen und habt von den Toten gesprochen.
[53] Seine Jünger sagten zu ihm: Nützt die Beschneidung oder nicht ?
Er sagte zu ihnen:
Wenn sie nützte, würde ihr Vater sie beschnitten aus ihren Müttern zeugen.
Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat vollen Nutzen gehabt.
[54] Jesus sagte:
Selig sind die Armen, denn euer ist das Reich der Himmel.
[55] Jesus sagte:
Wer seinen Vater nicht hasst und seine Mutter, wird mir nicht Jünger sein können.
Und wer seine Brüder und seine Schwestern nicht hasst und nicht sein Kreuz auf sich nimmt wie ich,
wird meiner nicht würdig sein.
[56] Jesus sagte:
Wer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam gefunden.
Und wer einen Leichnam gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.
[57] Jesus sagte:
Das Reich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen guten Samen hat.
Sein Feind kam des Nachts und säte Lolch unter den guten Samen.
Der Mann liess die Feldarbeiter nicht den Lolch ausreissen.
Er sagte zu ihnen: Damit ihr nicht geht, um den Lolch auszureissen, und den Weizen mit ihm ausreisst.
Denn am Tage des Schnittes wird der Lolch zum Vorschein kommen und sie werden ausgerissen
und verbrannt werden.
[58] Jesus sagte:
Selig ist der Mensch, der gelitten hat.
Er hat das Leben gefunden.
[59] Jesus sagte:
Achtet auf den Lebendigen, solange ihr lebt, damit ihr nicht sterbt und ihr ihn zu sehen
sucht und werdet nicht sehen können.
[60] Sie sahen einen Samariter, der ein Lamm mit sich nahm auf den Weg nach Judäa.
Er sagte zu seien Jüngern:
Der um das Lamm.
Sie sagten zu ihm: Damit er es schlachte und esse.
Er sagte zu ihnen:
Solange es lebt, wird er es nicht essen; sondern wenn er geschlachtet hat und es
ein Leichnam geworden ist.
Sie sagten: Anders wird er es nicht machen können.
Er sagte zu ihnen:
Ihr selbst, sucht einen Ort für euch zur Ruhe, damit ihr nicht zu Leichnamen werdet und man euch isst.
[61] Jesus sagte:
Zwei werden sich auf einem Bett ausruhen.
Der eine wird sterben, der andere wird leben.
Salome sagte: Wer bist du, Mensch, als wessen Sohn ?
Du stiegst auf mein (Speise-)Lager und assest von meinem Tisch.
Jesus sagte zu ihr:
Ich bin der, der aus dem Gleichen ist.
Man hat mir von den Dingen meines Vaters gegeben.
Salome sagte: Ich bin deine Jüngerin.
Jesus sagte zu ihr:
Deshalb sage ich: Wenn er gleich ist, wird er sich mit Licht füllen.
Wenn er aber getrennt ist, wird er sich mit Finsternis füllen.
[62] Jesus sagte:
Ich sage meine Geheimnisse denen, die würdig sind meiner Geheimnisse.
Was deine Rechte tut, deine Linke soll nicht erfahren, was sie tut.
[63] Jesus sagte:
Es war ein reicher Mann, der viel Vermögen hatte.
Er sagte: Ich werde mein Vermögen verwenden, um zu säen, zu ernten,
zu pflanzen und meine Vorratskammern mit Frucht zu füllen, damit ich an nichts Mangel leide.
Das ist es, was er in seinem Herzen dachte.
Und in jener Nacht starb er.
Wer Ohren hat, möge hören.
[64] Jesus sagte:
Ein Mann hatte Gäste und als er das Mahl bereitet hatte, sandte er seinen Diener,
damit er die Gäste einlade.
Er ging zum Ersten, und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Dieser sagte: Ich habe Geldforderungen an Kaufleute; sie werden am Abend zu mir kommen,
ich werde gehen und ihnen Weisungen geben. Ich entschuldige mich für das Mahl.
Der Diener ging zu einem anderen und sagte zu ihm: Mein Herr hat dich eingeladen.
Dieser sagte zu ihm: Ich habe ein Haus gekauft und man verlangt mich für einen Tag.
Ich werde keine Zeit haben.
Er kam wieder zu einem andern und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Dieser sagte zu ihm: Mein Freund wird heiraten und ich werde ein Festmahl veranstalten;
Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich für das Mahl.
Er ging zu einem andern und sagte zu ihm: Mein Herr lädt dich ein.
Dieser sagte zu ihm: Ich habe ein Gut gekauft und gehe, um den Zins in Empfang zu nehmen.
Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich.
Der Diener ging und sagte zu seinem Herrn: Die du eingeladen hast zum Mahle, haben abgesagt.
Der Herr sagte zu seinem Diener: Geh hinaus auf die Strassen, bringe die, die du findest,
damit sie am Mahle teilnehmen.
Die Käufer und die Händler werden nicht in die Orte meines Vaters gehen.
[65] Er sagte:
Ein rechtschaffener Mann hatte einen Weingarten.
Er gab ihn Winzern, damit sie ihn bearbeiten und er seine Ernte von ihnen erhielte.
Er schickte seinen Diener, damit die Winzer ihm die Ernte des Weingartens gäben.
Sie packten seinen Diener, schlugen ihn und hätten ihn fast getötet.
Der Diener ging und sagte es seinem Herrn.
Sein Herr sagte: Vielleicht haben sie euch nicht erkannt.
Er schickte einen anderen Diener. Die Winzer schlugen auch diesen.
Dann schickte der Herr seinen Sohn. Er sagte: Vielleicht werden sie Achtung haben vor meinem Sohn.
Jene Winzer, da sie wussten, dass er der Erbe des Weingartens war, packten ihn und töteten ihn.
Wer Ohren hat, möge hören.
[66] Jesus sagte:
Zeigt mir den Stein, den die Bauleute verworfen haben.
Er ist der Eckstein.
[67] Jesus sagte:
Wer das All erkennt, wobei er sich selbst verfehlt, verfehlt das Ganze.
[68] Jesus sagte:
Ihr seid selig, wenn ihr gehasst und verfolgt werdet und sie werden keinen Platz finden dort,
wo man euch verfolgt hat.
[69a] Jesus sagte:
Selig sind die, die verfolgt worden sind in ihrem Herzen.
Diese sind es, die den Vater in Wahrheit erkannt haben.
[69b] Selig sind die Hungrigen, denn man wird den Bauch dessen, der wünscht, sättigen.
[70] Jesus sagte:
Wenn ihr das in euch hervorbringt, wird das, was ihr habt, euch retten.
Wenn ihr das in euch nicht habt, wird das, was ihr nicht in euch habt, euch töten.
[71] Jesus sagte:
Ich werde dieses Haus zerstören und niemand wird es wieder aufbauen können.
[72] Ein Mann sagte zu ihm: Sage meinen Brüdern, dass sie die Sachen meines
Vaters teilen sollen mit mir.
Er sagte zu ihm:
O Mann, wer hat mich zum Teiler gemacht ?
Er wandte sich an seine Jünger und sagte zu ihnen:
Bin ich denn ein Teiler ?
[73] Jesus sagte:
Die Ernte ist zwar ausgiebig, die Arbeiter aber sind wenige.
Bittet aber den Herrn, dass er Arbeiter aussende zur Ernte.
[74] Er sagte :
Herr, es sind viele um die Zisterne herum, es ist aber niemand in der Zisterne.
[75] Jesus sagte:
Viele stehen an der Tür, aber die Einsamen sind es, die ins Brautgemach eingehen werden.
[76] Jesus sagte:
Das Reich des Vaters gleicht einem Handelsmann, der Ware hat, der eine Perle gefunden hat.
Jener Händler ist klug. Er verkaufte die Ware und kaufte sich die einzige Perle.
Sucht auch ihr nach dem Schatze, der nicht aufhört zu bestehen, dort,
wohin keine Motten dringen um zu fressen und wo auch kein Wurm zerstört.
[77] Es sagte Jesus:
Ich bin das Licht, das über ihnen allen ist.
Ich bin das All.
Es ist das All aus mir hervorgegangen und das All ist zu mir gelangt.
Spaltet ein Stück Holz, Ich bin da.
Hebt den Stein auf und ihr werdet mich da finden.
[78] Jesus sagte:
Weshalb seid ihr aufs Feld heraus gekommen ?
Um einen Menschen zu sehen, der weiche Kleider anhat ?
Seht, eure Könige und eure Grossen, die haben die weichen Kleider an und sie
werden die Wahrheit nicht erkennen können.
[79] Es sagte zu Ihm eine Frau aus der Menge: Heil dem Mutterleibe, der dich getragen hat,
und den Brüsten, die dich genährt haben !
Er sagte zu ihr:
Heil denen, die das Wort des Vater gehört haben und es in Wahrheit bewahrt haben.
Denn es werden Tage kommen, da ihr sagen werdet: Heil dem Mutterleibe, der nicht empfangen hat,
und den Brüsten, die nicht gesäugt haben.
[80] Jesus sagte:
Wer die Welt erkannt hat, hat den Leib gefunden.
Wer aber den Leib gefunden hat, dessen ist die Welt nicht würdig.
[81] Jesus sagte:
Wer reich geworden ist, soll König werden; und wer Macht hat, soll verzichten.
[82] Jesus sagte:
Wer mir nahe ist, ist dem Feuer nahe; und wer fern ist von mir; ist fern vom Reich.
[83] Jesus sagte:
Die Bilder sind dem Menschen offenkundig und das Licht in ihnen ist verborgen im
Bild des Lichtes des Vaters.
Er wird sich offenbaren und sein Bild ist verborgen durch sein Licht.
[84] Jesus sagte:
Wenn ihr Euresgleichen seht, freut ihr euch.
Wenn ihr aber eure Bilder seht, die vor euch entstanden sind, die weder sterben
noch in Erscheinung treten, wie viel werdet ihr ertragen ?
[85] Jesus sagte:
Adam entstand aus einer grossen Macht und einem grossen Reichtum, und er wurde
dennoch euer nicht würdig; denn wenn er würdig geworden wäre, hätte er den Tod nicht gekostet
[86] Jesus sagte:
Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel haben ihr Nest.
Der Sohn des Menschen aber hat keinen Ort, um sein Haupt zu neigen und auszuruhen.
[87] Jesus sagte:
Armselig ist der Leib, der von einem Leibe abhängt.
Und armselig ist die Seele, die abhängt von diesen beiden.
[88] Jesus sagte:
Die Engel und die Propheten werden zu euch kommen und sie werden euch geben, was euer ist.
Und ihr eurerseits, was in eurer Hand ist, gebt es ihnen und sagt euch: Wann werden sie
kommen und das ihre empfangen ?
[89] Jesus sagte:
Weshalb wascht ihr das Äussere des Bechers ?
Versteht ihr nicht, dass der, der das Innere gemacht hat, auch der ist, der das Äussere gemacht hat ?
[90] Jesus sagte:
Kommt zu mir, denn leicht ist mein Joch und meine Herrschaft ist mild und ihr werdet Ruhe für euch finden.
[91] Sie sagten zu ihm: Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben.
Er sagte zu ihnen:
Ihr prüft das Antlitz des Himmels und der Erde, und den, der vor euch ist, habt ihr nicht erkannt
und diesen Augenblick wisst ihr nicht zu prüfen.
[92] Es sagte Jesus:
Sucht, und ihr werdet finden; aber das, worum ihr mich in jenen Tagen fragtet,
ohne dass ich es euch damals sagte, jetzt will ich es sagen und ihr fragt nicht danach.
[93] Jesus sagte:
Gebt nicht Heiliges den Hunden, damit es nicht auf den Misthaufen geworfen wird.
Werft die Perlen nicht den Säuen hin, damit sie es nicht machen (….).
[94] Jesus sagte:
Wer sucht, wird finden; und wer anklopft, dem wird geöffnet werden.
[95] Jesus sagte:
Wenn ihr Geld habt, leiht nicht auf Zins, sondern gebt dem, von dem ihr es nicht zurückerhalten werdet.
[96] Jesus sagte:
Das Reich des Vaters gleicht einer Frau. Sie hat ein wenig Sauerteig genommen,
ihn in Teig (verborgen) und ihn zu grossen Broten gemacht.
Wer Ohren hat, möge hören.
[97] Jesus sagte:
Das Reich des Vaters gleicht einer Frau, die einen Krug trägt, der voll Mehl ist.
Während sie auf einem weiten Weg ging, brach der Henkel des Kruges.
Das Mehl floss hinter ihr auf den Weg. Sie merkte es nicht, sie hatte kein Unheil wahrgenommen.
Als sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug nieder und fand ihn leer.
[98] Jesus sagte:
Das Reich des Vaters gleicht einem Menschen, der einen mächtigen Mann töten will.
Er zog das Schwert in seinem Hause und stiess es in die Wand, um zu erkennen,
ob seine Hand stark genug wäre. Dann tötete er den Mächtigen.
[99] Die Jünger sagten zu ihm: Deine Brüder und deine Mutter stehen draussen.
Er sagte zu ihnen:
Diese hier, die den Willen meines Vaters tun, diese sind meine Brüder und meine Mutter.
Sie sind es, die ins Reich meines Vaters eingehen werden.
[100] Man wies Jesus ein Goldstück und sagte zu ihm: Die Kaiserlichen verlangen von uns den Zins.
Er sagte zu ihnen:
Gebt was des Kaisers ist, dem Kaiser.
Gebt was Gottes ist, Gott
Und was mein ist, gebt mir.
[101] Jesus sagte:
Wer seinen Vater nicht hasst und seine Mutter wie ich, wird mir nicht Jünger sein können;
und wer seinen Vater nicht liebt und seine Mutter wie ich, wird mir nicht Jünger sein können.
Denn meine Mutter, die ( …. ) meine wahre Mutter aber hat mir das Leben gegeben.
[102] Jesus sagte:
Wehe ihnen, den Pharisäern, denn sie gleichen einem Hunde, der auf der Futterkrippe
von Rindern liegt; denn weder frisst er, noch lässt er die Rinder fressen.
[103] Jesus sagte:
Glücklich ist der Mann, der weiss, in welchem Teil der Nacht die Räuber herein kommen werden,
dass er aufstehe, sein ….. sammle und sich um seine Lende gürte, bevor sie herein kommen.
[104] Man sagte zu ihm: Komm, lass uns heute beten und fasten.
Jesus sagte:
Welches ist denn die Sünde, die ich begangen habe, oder worin bin ich unterlegen ?
Sondern wenn der Bräutigam aus dem Brautgemach kommt, dann sollen sie fasten und beten.
[105] Jesus sagte:
Wer den Vater und die Mutter kennt, wird der Hurensohn genannt werden.
[106] Jesus sagte:
Wenn ihr die zwei zu eins macht, werdet ihr Söhne des Menschen werden; und wenn ihr sagt:
Berg hebe dich hinweg !, wird er sich hinweg heben
[107] Jesus sagte:
Das Reich gleicht einem Hirten, der hundert Schafe hat. Eines von ihnen, das das Grösste war,
verirrte sich. Er verliess die neunundneunzig und suchte nach dem einen, bis er es fand.
Nachdem er sich abgemüht hatte, sagte er zu dem Schaf: Ich liebe dich mehr als die neunundneunzig.
[108] Jesus sagte:
Wer von meinem Munde trinkt, wird wie ich werden, und ich selbst werde er werden und
das Verborgene wird sich ihm offenbaren.
[109] Jesus sagte:
Das Reich gleicht einem Menschen, der auf seinem Acker einen verborgenen Schatz hat,
von dem er nichts weiss.
Und nachdem er gestorben war, hinterliess er ihn seinem Sohn. Der Sohn wusste nicht davon.
Er nahm jenen Acker und verkaufte ihn. Und der ihn gekauft hatte, kam und fand beim Pflügen den Schatz.
Er begann, Geld denen auf Zins zu leihen, die er wollte.
[110] Jesus sagte:
Wer die Welt gefunden hat und reich geworden ist, möge auf die Welt verzichten.
[111] Jesus sagte:
Die Himmel werden aufgerollt werden und die Erde in eurer Gegenwart, und der Lebendige
aus dem Lebendigen wird weder Tod noch Angst sehen, weil
Jesus sagt: Wer sich selbst findet, dessen ist die Welt nicht würdig.
[112] Jesus sagte:
Wehe dem Fleisch, das von der Seele abhängt; wehe der Seele, die vom Fleisch abhängt.
[113] Es sagten zu ihm seine Jünger: Das Reich, wann wird es kommen ?
Jesus sagte:
Es wird nicht in Erwartung kommen.
Man wird nicht sagen: Siehe hier ! oder siehe dort !
Sondern das Reich des Vaters ist über der Erde ausgebreitet und die Menschen sehen es nicht.
[114] Simon Petrus sagte zu ihnen: Mariham möge von uns weggehen,
denn die Frauen sind des Lebens nicht würdig.
Jesus sagte:
Siehe, ich werde sie führen, damit ich sie männlich mache, dass auch sie zu einem
lebendigen Geist wird, der euch Männern gleicht.
Denn jede Frau, wenn sie sich männlich macht, wird in das Reich der Himmel eingehen.
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